Krankheit und Behandlung
Drei Jahre bevor Frau D. (44) mich aufsucht, wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Die Biopsie zeigte einen aggressiven Tumor, der chirurgisch behandelt wurde. Prophylaktisch entfernte man mehrere Lymphknoten. Die weiteren Maßnahmen schlossen Chemo- und Strahlentherapie ein. Als die Patientin zu mir kommt, erhält sie nur noch Hormone, die sie drei weitere Jahre einnehmen soll.
Unsere gemeinsame Arbeit umfasst 14 einstündige Sitzungen, unregelmäßig verteilt über 12 Monate.
Soziale Situation
Frau D. ist glücklich verheiratet, Akademikerin und arbeitet teilzeitlich in ihrem angestammten Beruf. Sie ist in Südamerika geboren und aufgewachsen als ältestes von vier Kindern (vier Jahre jüngerer Bruder und zwei Schwestern). Im Alter von 23 Jahren verließ Frau D. ihre Heimat und heiratete ein Jahr später ihren Schweizer Verlobten. Die Ehe blieb kinderlos und wurde nach zehn Jahren geschieden. Zwei Jahre später heiratete sie einen Schweizer Akademiker, mit dem sie zwei Knaben hat, zur Zeit unseres Therapiebeginns fünf und acht Jahre alt.
Frau D. ist in der Schweiz gut integriert, spricht und schreibt Deutsch fließend.
Einstellung zum Leben, zu Krankheit und Tod
Obwohl mit einer guten Portion Humor gesegnet, hatte Frau D. infolge der plötzlichen und unerwarteten Diagnose jegliches Vertrauen in ihren Körper verloren. Etwa fünf Jahre zuvor war ihre Mutter an Brustkrebs gestorben, ca. sieben Monate nachdem er bei dieser diagnostiziert worden war.
Wiederum vier Jahre davor hatte der Bruder bei einem Motorradunfall so schwere Hirnverletzungen erlitten, dass er im Wachkoma lag. Hauptsächlich die Mutter hatte ihn bis dahin bis zu ihrem vorzeitigen Tod zu Hause gepflegt. Danach wurde diese Aufgabe dem im Rentenalter stehenden Vater übertragen, der den Sohn aber ins Pflegeheim gab. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau heiratete der Vater erneut, verkaufte widerwillig und unter politischen Druck den Familiensitz und zog mit seiner zweiten Frau in eine kleine Stadtwohnung. Die lange Reihe dieser Ereignisse führte bei Frau D. zur Überzeugung, Krankheit sei Schicksal. Gleichzeitig tut sie sich schwer im Glauben an Gott und kann auch keine Hoffnung in ihre ungewisse Zukunft setzen. Das Vertrauen in die bisherige schulmedizinische Behandlung und zu ihrem Onkologen hält sich in Grenzen.
Einstellung zu Genesung
Frau D. wuchs auf einer großen Rinderfarm auf, die ihrem Vater gehörte. Einer seiner Angestellten (R.), ein Halbindianer, war im Umkreis als Heiler bekannt. Er bekleidete den Posten eines Vorarbeiters und wurde auch bei Erkrankungen und Verletzungen zu Rate gezogen. Nur sehr ernsthafte Fälle wurden ins nächste Spital gebracht. Seine indianische Frau (L.) arbeitete als Hausangestellte und Kindermädchen ebenfalls auf der Farm. Frau D. erlebte so bereits als Kind Heilerfolge aus erster Hand, sowohl an sich selbst als auch in ihrem Umfeld und sogar bei Tieren. Folglich konnte sie sich, und das trotz Studium und westeuropäischem Einfluss, den Glauben an natürliche Heilkräfte und an damit begabte Menschen wie R. und L. erhalten, die ihr Talent in adäquate Riten einzubetten wussten. Dieser Glaube, so gesteht sie sich zögernd ein, ist für sie nicht einfach ein hoffnungsfrohes Konstrukt, sondern ein Faktum wie der tägliche Sonnenaufgang.
Ressourcen für die Therapie
Frau D. erinnert lebhaft die alte Küche mit dem Holzherd, an dem L. zu kochen pflegte, ebenso Aussehen, Geräusche, Gerüche, Geschmack der Speisen. Besonders begeistert erzählt sie, dass L. immer wieder ihren (der Patientin) Körper nach Zecken absuchte, ihn mit süß riechendem Blütenwasser einrieb und dabei offenbar fortwährend subtile Gedanken und Gefühle an sie aussandte, die Frau D. als leichten Schauer oder Vibration erlebte. Dazu gehörte jeweils ein zärtlicher Singsang von Heilgebeten, die sehr wohltuend und tröstlich in Krankheitszeiten wirkten.
Entwicklung der Selbstheilungsgeschichte
Die „Geburt" der Story dauert ein halbes Jahr (8 Sitzungen), bis wir das Drehbuch und einen Körperanker gefunden haben. Beide scheinen ihr plausibel und leuchten auch mir ein. In diesem Szenario fungieren R. und L. als innere Heiler, die ihr auch hier und jetzt in Europa liebevoll zur Seite stehen.
Biografisch gefärbte Bilder: ,,Die schamanischen Heiler meiner Kindheit"
„Wir sind wieder in der alten Küche (Element 1): L., R. und ich. Meine Mutter ist auch in der Nähe, sie wartet im anderen Haus:'
„Während R. (Element 5) im Hintergrund seine Gebete murmelt und dabei Feuer macht, lege ich mich auf das Bett, wo ich mich üblicherweise gesund erlebe (Element 2) und nun von L. behandelt werde (Element 5). Sie berührt meine Haut sanft und sorgfältig. Durch ihre Berührung nehme ich die Lebenskraft (Element 5) in meinem Körper wahr.
"Vorhin habe ich eine Tablette (Element 4) eingenommen. Sie soll gegen Krebs wirken:"
„In meiner Vorstellung sieht der Krebs aus wie eine Flechte, die sich in meinem Körper festzukrallen versucht (Element 3). Die Tablette (Element 4) schmiert die Außenhaut der Flechten mit öligen Substanzen, sodass sie nicht haften können:"
„Das Streicheln von L. dringt auch in die Tiefe; tief in die Muskeln, tief in die Knochen, tief in die Organe, tief ins Blut ... Tief in alle Zellen meines Körpers dringt ihr wohltuendes Streicheln ein (Element 5). Dabei fühle ich eine subtile, vibrierende Energie, die sich im ganzen Körper ausbreitet (Körperanker). Ich erlebe die Vitalität, die in mir und durch mich strömt. Alle Zellen meines Körpers sind von dieser Energie umhüllt. Dabei merke ich, wie mein Körper tüchtig an seiner Heilung arbeitet:"
„Ich nehme diese „Maschinerie" einfach wahr. Mein Körper weiß selbst am besten, was er zu tun hat. Durch spezielle akustische Reize - das Murmeln von R., das Knistern des Feuers (Element 5) - verbreitet sich diese angenehme, schwingende Vibration (Körperanker). Ich versuche sie zu spüren, sie ist überall im Körper, sogar zwischen den einzelnen Zellen:"
„Die Vibration (Körperanker) stabilisiert und neutralisiert die Krebsflechten (Element 3) und lässt sie platzen (Element 6). Die Überreste, alles Ungesunde - Toxine, Krebszellen usw. gelangen mit dem Schweiß an die Oberfläche meines Körpers, wo sie sich auf der Haut sammeln. Dort werden sie von L. mit Blumenwasser sorgfältig weggewischt (Element 6)."
Vorgehen und Körperanker
Frau D. erhält den Auftrag, mit diesen Bildern dreimal täglich zur selben anthropologischen Zeit zu üben. Unter Hypnose entwickelt sich als Körperanker ein Gänsehautkribbeln am und im ganzen Körper, das als angenehm und heilsam empfunden wird. Spontan findet sie in Trance heraus, dass sie dieses Gefühl während unserer Sitzungen hervorrufen kann, wenn sie sich den Klang von Rs. Stimme bei den Heilgebeten vorstellt. Danach ist es einfach für sie, diese Empfindung auch bei ihrer alltäglichen Arbeit des Öfteren willentlich abzurufen, einfach dadurch, dass sie sich dieses Murmeln in Erinnerung ruft. Sie nimmt den Körperanker als Beweis für die Aktivierung der Selbstheilungskräfte, die unter ihrer eigenen Kontrolle tatsächlich im Organismus wirksam werden.
Weitere Maßnahmen
Keine außer den üblichen: Hormontherapie und Checkups beim Onkologen. Die Berichte sind positiv, der Zustand stabil.
Katamnese
Frau D. (nun ca. 50) lebt zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung (fünf Jahre nach unserer letzten Sitzung) gesund und glücklich mit Familie und Freunden und ist aktiv und erfolgreich in ihrem angestammten Beruf tätig.
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Gary Bruno Schmid
Quelle: Selbstheilung durch Vorstellungskraft, ISBN-10: 3709101573, Autor: Gary Bruno Schmid
http://www.mind-body.info/psychotherapy-practice/general-information/
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